Schmerzhafter Saisonabschluss für Max Nagl

6. Oktober 2017

Im französischen Villars-sous-Ecot fand vor knapp drei Wochen die letzte Runde der MX-WM statt. Auf der durch starke Regenfälle aufgeweichten Strecke konnte unser Clubpilot Max Nagl (Rockstar Energy Husqvarna Factory Racing) nicht an seine zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen.

Das Qualifikationsrennen beendete er als guter Siebter und schaffte sich dadurch eine ordentliche Ausgangsbasis für die Wertungsrennen. Der Start zum ersten Lauf missglückte, Max konnte sich aber im Verlauf des Rennens auf Rang zehn nach vorne arbeiten. Nach mehreren Strauchlern sprang am Ende nicht mehr als der vierzehnte Platz heraus. Auch der zweite Lauf verlief nicht optimal. Nach einem mäßigen Start reihte sich Max im Mittelfeld ein und kam schließlich als 12. ins Ziel. Mit dieser mäßigen Punkteausbeute verlor unser Clubfahrer eine weitere Position im Ranking und schloss die WM-Saison auf dem achten Rang ab. Den Titel sicherte sich bereits vorzeitig Antonio Cairoli (ITA, Red Bull KTM Factory Racing) vor seinem Teamkollegen Jeffrey Herlings (NED). Dritter der WM-Wertung wurde Max’ Teamkollege Gautier Paulin (FRA).

Am vergangenen Wochenende stand dann der absolute Höhepunkt der MX-Saison auf dem Programm: Matterley Basin, South Downs National Park in der Nähe von Winchester in der britischen Grafschaft Hampshire war nach 2006 zum zweiten Mal die Location für das Motocross of Nations, der Weltmeisterschaft der 39 Nationenteams, bestehend aus je drei Fahrern. Für das deutsche Team waren Max, Dennis Ullrich und Henry Jacobi nominiert.

Am Samstag standen die Qualifikationsrennen der einzelnen Klassen MXGP, MX2 und Open auf dem Programm, bei denen schon viele Tausende Fans für ausgelassene Stimmung rund um den Kurs sorgten. Mit einem Paukenschlag startete das deutsche Team in die Qualifikation: Max Nagl sicherte sich im MXGP-Rennen den Holeshot und führte das illustre Fahrerfeld in die erste Runde. Allerdings verlor er schnell den einen oder anderen Platz und rangierte dann auf Rang neun. In der vierten Runde dann der Schock: Max stürzte und konnte das Rennen nicht wieder aufnehmen. Bei späteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass er sich das Kahnbein an der linken Hand gebrochen hatte.

Trotz dieser niederschmetternden Diagnose ließen sich die beiden anderen deutschen Teilnehmer nicht hängen und sorgten mit den Rängen zwölf für Henry in der MX2-Klasse und elf für Dennis in der Open-Klasse für die direkte Qualifikation – an ein gutes Mannschaftsergebnis am Rennsonntag war ob des Ausfalls von Max aber nicht zu denken, da es nur ein Streichresultat aus den sechs Einzelergebnissen gibt.

Nach leichten nächtlichen Regenfällen zeigte sich die Strecke am Sonntag in einem ordentlichen Zustand. Im ersten Rennen traten die Piloten der MXGP-Klasse gegen die der MX2-Klasse an – und der Brite Max Anstie sorgte mit einem Start-Ziel-Sieg dafür, dass die Stimmung bereits zu diesem Zeitpunkt am Kochen war. Henry Jacobi schlug sich mit einem 19. Rang im starken Fahrerfeld achtbar. Das Klassement nach dem ersten Rennen führte Titelverteidiger Frankreich vor den Niederlanden und dem starken schweizerischen Team an.

Im zweiten Lauf traten die MX2-Piloten gegen die Open-Klasse an. Für das deutsche Team begann es wieder ordentlich, Dennis Ullrich mischte vorne mit, doch bereits in der zweiten Runde kam das Aus für Henry Jacobi – Motorschaden. Auch Dennis kämpfte mit Sichtproblemen – trotz Brillenwechsel musste er drei Runden vor Schluss aufgeben. Das Rennen gewann Jeffrey Herlings (NED) vor Romain Febvre (FRA) und Zachary Osborne (USA). In Führung lagen weiterhin die Franzosen vor den Niederländern, den dritten Platz hatten sich zwischenzeitlich die Australier um den brandstarken Jungspund Hunter Lawrence erkämpft, der auch die MX2-Einzelwertung für sich entschied.

Somit musste die Titelentscheidung im dritten Rennen zwischen den MXGP- und Open-Piloten fallen. Und bereits nach dem Start waren die britischen Fans aus dem Häuschen, denn wieder setzte sich Max Anstie an die Spitze und gab das Tempo vor. Doch zunächst ließ sich Febvre auf Rang zwei nicht abschütteln – später hatte auch er Probleme mit der Sicht und ließ abreißen. Nach der Hälfte des Rennens ein Aufschrei unter den britischen Fans – Anstie war gestürzt und verlor die Führung an Febvre. Auch Herlings kam dem Briten gefährlich nahe, doch der berappelte sich und machte sich wieder an die Verfolgung auf Febvre. Der haderte weiterhin mit der Sicht und entledigte sich seiner Brille. Fünf Minuten vor Ablauf der Zeit war es dann soweit – Anstie holte sich unter dem frenetischen Jubel der Fans die Führung zurück und brachte den zweiten Sieg nach Hause. Auch Herlings konnte Febvre noch einholen – am Sieg der Franzosen sollte das aber nichts mehr ändern. Die Niederländer konnten den zweiten Platz mit hauchdünnem Vorsprung verteidigen – vor den Briten, die damit nach zwanzig Jahren wieder auf dem Podium des MXoN stehen durften. Deren Fans feierten den dritten Platz wie einen Sieg.

Endergebnis MX of Nations 2017, Matterley Basin (GBR)
1. Frankreich (Christophe Charlier 6-14, Gautier Paulin 3-6, Romain Febvre 2-3) 20 Punkte
2. Niederlande (Brian Bogers 9-12, Glenn Coldenhoff 8-11, Jeffrey Herlings 1-2) 31 Punkte
3. Großbritannien (Tommy Searle 15-37, Max Anstie 1-1, Dean Wilson 7-8) 32 Punkte

Text: Jochen Beck
Foto: MXGP
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