Was für eine Schlammschlacht

17. Juni 2016

Beim Motocross in Aichwald finden nur zwei von sechs angesetzten Läufen statt – Veranstalter kommen mit einem blauen Auge davon

Regen und Schlamm, Schlamm und Regen: Das Motocross in Aichwald ist zum Spielball der Wetterkapriolen geworden. Wegen der Wassermassen musste die Veranstaltung extrem abgespeckt werden. Es fanden nur zwei Läufe der drei Klassen statt. Trotz allen Frusts lassen sich die Veranstalter vom MSC Aichwald nicht unterkriegen.

Der langjährige MSC-Vorsitzende Rudolf Dorn ist seit 1975 beim Aichwalder Motocross mit von der Partie. „So ein Chaos hatten wir noch nie“, sagt er. Wobei der Regen am Wochenende nicht das alleinige Problem war. Laut Dorn hat es in den zwei Wochen vor dem Rennen 230 Liter auf den Quadratmeter geregnet. Auch Martin Rommelspacher, Kassier beim MSC Aichwald und seit 1979 im Verein aktiv, ist beeindruckt. „So eine Regenmenge innerhalb der zwei Wochen vor dem Rennen hatten wir noch nie“, sagt er. Ein oder zwei Regengüsse könne man ja verkraften, aber das . . . „Der Boden hat sich vollgesogen wie ein Schwamm“, sagt Rudolf Dorn. Und dann hat es am Wochenende auch noch wie aus Kübeln geschüttet. „Das war der Super-GAU, dass es noch mal drauf geregnet hat“, sagt Manuel Dorn, der aktuelle MSC-Vorsitzende. „Der Boden ist zu schlüpfrig, die Motorräder haben keinen Grip mehr“, macht Rudolf Dorn klar. Und so wurden beide Läufe des Junior Cups abgesagt. Beim Youngster Cup wurde nur der erste Durchgang durchgezogen, und der musste nach 25 Minuten wegen eines Wolkenbruchs abgebrochen werden. Ein Lauf zu den ADAC MX Masters wurde durchgezogen – als Schlammschlacht. „Wir haben die Strecke verkürzt, haben zwei Auf- und Abfahrten rausgenommen“, verdeutlicht Manuel Dorn. Am besten mit den Bedingungen kam der Belgier Jeremy Delince zurecht, der Kämpfelbacher Dennis Ullrich verteidigte die Masters-Gesamtführung.

Trotz der Widrigkeiten waren die Besucherzahlen an dem Wochenende beeindruckend. Das Training am Samstag und die Abendveranstaltungen waren gut besucht, für alle drei Tage bilanziert Manuel Dorn 17 000 Besucher. Gestern waren zwar deutlich weniger Zuschauer als sonst da, trotzdem redet Dorn von einem gigantischen Besuch: „Wo anders sind nicht so viele Zuschauer da, wenn es gutes Wetter ist.“ Und die wurden angesichts des abgespeckten Programms entschädigt: Statt 15 Euro kostete der Eintritt ab Mittag nur noch fünf Euro, wer schon den vollen Betrag gezahlt hatte, bekam fünf Euro zurück. Finanziell bedeutet das zwar Einbußen, laut Dorn könnte es am Ende des Motocross-Wochenendes aber noch für einen kleinen Gewinn gereicht haben. Aber auch ein Verlust „wird uns nicht ruinieren“. Dorn: „Wir machen auf jeden Fall weiter.“

Die immerwährenden Niederschläge hatten schon die Vorbereitungen auf die Veranstaltung belastet. Wo sonst mit schwerem Gerät gearbeitet wird, musste mit Manneskraft die Ausrüstung aufs Gelände getragen werden. Auch Besucher, Teams und Fahrer hatten mit Beschwerlichkeiten zu kämpfen. Viele Autos steckten in den Park-Wiesen fest und mussten mit Traktoren rausgezogen werden. Für die Wohnmobile wurde teils ein Schlepper mit Seilwinde benutzt, sagte Frank Stallecker, der Chef des Fahrerlagers.

Gestern wurden die Besucher dann ins Industriegebiet Aichschieß, in die Seitenstraßen der Ortsteile und den Parkplatz der Schurwaldhalle verwiesen. Schon im Vorfeld sind einige Attraktionen gestrichen worden: Für den Steiger, die Rodeo- und Fahrradbahn war der Boden schon da zu nass.

Wie schwer die Bedingungen für die Fahrer waren, verdeutlicht Thomas Hannecke, der Chef des Teams Suzuki World MX2. Zwar werde Motocross natürlich auch bei Regen gefahren. „Doch diese Bedingungen lassen einen reellen Ablauf nicht zu, an oberster Stelle steht die Gesundheit der Fahrer“, sagt Hannecke. Das treffe vor allem auf die Junioren zu. Denn nach zwei Runden in einem solchen Schlamm wiege das Motorrad 30 Kilogramm mehr. Bei den Masters sei der Start des einen Laufs aber sportlich vertretbar gewesen, betont Manuel Dorn. Der Schlamm setzt auch den Motorrädern zu. Dieser setze innerhalb kurzer Zeit die Kühler zu, der Motor drohe zu überhitzen, sagt Hannecke.

Trotz des schlammigen Bodens haben die vielen Helfer bereits mit dem Abbau der Anlagen begonnen. „Das Zelt kommt morgen auf jeden Fall weg“, sagt Manuel Dorn. „Die Stimmung in der Mannschaft ist trotzdem Bombe.“. Und so heißt es in Reihen des MSC Aichwald: auf ein Neues im kommenden Jahr.

Ullrich baut Führung aus

Der eine Lauf zu den ADAC MX Masters in Aichwald war einer unter extrem erschwerten Bedingungen. Max Nagl und Brian Hsu, die beide für den MSC Aichwald fahren, war das Risiko zu groß. Sie verzichteten auf einen Start: Nagl wollte seine WM-Ambitionen nicht gefährden, Hsu ist eh schon mit zwei gebrochenen Fingern unterwegs. Das Rennen war spannend. Den Start, bei dem etliche Fahrer stürzten, die alle aber wieder aufs Motorrad stiegen, gewann Dennis Ullrich. Doch auch der stürzte in Runde zwei. Zwar rappelte er sich schnell auf, doch der Belgier Jeremy Delince zog vorbei und war nicht mehr zu gefährden. „Es war saumäßig rutschig. Bei den Bedingungen mit nur einer fahrbaren Spur komm ich dann nicht mehr vorbei“, sagte Ullrich. Trotzdem war er glücklich mit dem zweiten Platz, da die direkten Konkurrenten in der Gesamtwertung hinter ihm blieben und er dort weiter führt. Delince bilanzierte nüchtern: „Ich bin einfach mein Rennen gefahren.“ Dritter wurde der Tscheche Petr Smitka vor Dominique Thury aus Schneeberg. Der lange auf Rang drei liegende Litauer Arminas Jasikonis verspielte die Platzierung, als er zwei Runden vor Schluss durch die Boxengasse fuhr, um sich mit neuer Brille bessere Sichtbedingungen zu schaffen. Am Ende wurde er Zwölfter.

Den Lauf des Youngster Cups gewann der Belgier Cedric Grobben vor den Slowaken Richard Sikyna und Tomas Kohut. Bester Deutscher war Steffen Ekerold auf Platz vier.

Artikel vom 13.06.2016 © Eßlinger Zeitung

Text: Claus Hintennach
Foto: Oliver Stilz
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