Auf dem Sprung

26. Juni 2023

Maximilian Spies gilt als eines der größten deutschen Motocross-Talente. Auch bei den Rennen in Aichwald hat er überzeugt.

Fast auf den Tag genau vor 16 Jahren saß Maximilian Spies zum allerersten Mal auf einem Motorrad – mit gerade dreieinhalb Jahren. Wie so oft in der Szene war es der Vater, der früher selbst international Supermoto und Motocross gefahren ist, der den Filius schon früh mit der Sportart in Berührung brachte. „Ich war von klein auf dabei“, bestätigt Max Spies – und von Anfang an von Dreck, Staub und dem rasanten Tempo fasziniert.

Mittlerweile hat es der „Kleine“ weit gebracht: Im Alter von sechs Jahren fuhr er die ersten Rennen, schnell stellten sich die ersten Erfolge in diversen Juniorenklassen ein, und mit gerade mal 15 – frisch den Realschulabschluss in der Tasche – wagte Max Spies den Sprung ins Profilager, unterschrieb seinen ersten Vertrag und zog nach Italien. Nicht erst seit gestern gilt der mittlerweile 19 Jahre alte Brandenburger aus Ortrand als eines der größten Motocross-Talente in Deutschland.

Seine Klasse stellte er auch in Aichwald unter Beweis, dominierte die 250er-Klasse der Junioren und fuhr bei den DM Open vorne mit. Dabei hatte das kleinere Bike, das er bei den Junioren einsetzte, zuvor rund ein dreiviertel Jahr in der Ecke gestanden: „Das ist mein erstes Rennen in diesem Jahr in der Klasse.“ Denn obwohl Spies eigentlich noch vier weitere Jahre bei den MX2 hätte fahren können, hatte er sich schon in diesem Jahr für den Wechsel in die hubraumstärkste 450er-Klasse entschieden. Der Grund: Mit seinen 1,92 Meter Körpergröße und seinen rund 90 Kilogramm ist er körperlich um einiges weiter als die gleichaltrige Konkurrenz, und die hat deswegen – vor allem vom Start weg – Vorteile. Der frühe Wechsel ist aber nichts Neues für Spies: „Ich war schon immer zu groß und zu schwer für meine Motorräder und musste frühzeitig eine Etage höher steigen.“ Nun stellt er sich der internationalen Elite.

Ursprünglich hätte diese Saison zum Eingewöhnen sein sollen. Doch bislang lief es besser als erwartet, und Spies sitzt bei den ADAC MX Masters den Topfahrern wie Max Nagl und Tom Koch ganz schön im Nacken, belegt dort derzeit Rang fünf. Sogar einen Platz auf dem Podium – Ende Mai im dänischen Randers – sprang in seiner Debütantensaison bereits heraus. Erwartet hätte das keiner von dem Youngster. Auch er selbst ist ein bisschen überrascht: „Bisher läuft es richtig gut. Max Nagl ist 16 Jahre älter als ich und hat entsprechend viel mehr Erfahrung. Aber ich kann ihm Druck machen und habe ihn dieses Jahr sogar schon überholt.“

Sein ursprüngliches Saisonziel, bei den ADAC MX Masters unter den Top Fünf zu landen, hat der 19-Jährige deswegen mittlerweile revidiert: „Ich bin nicht weit weg von den Top Drei – da will ich hin.“ In der Weltmeisterschaft lautet die Devise weiterhin unter die besten 20 Fahrer zu kommen – auch da ist Spies als aktuell 21. nicht weit weg.

Neben dem Wechsel auf das große Bike stand in diesem Jahr eine weitere Veränderung für Spies an: Seit Anfang der Saison startet er für das renommierte Team Kosak KTM, seit vielen Jahren eine der Kaderschmieden der deutschen Szene. Auch bei Kosak hält man große Stücke auf den jungen Mann. „Wir beobachten Max seit vielen Jahren“, sagt Senior-Teamchef Herbert Kosak. Er will den Brandenburger behutsam aufbauen und muss ihn deswegen zuweilen noch ausbremsen. „Max ist unglaublich ehrgeizig und hat seine eigene Meinung, trotzdem lässt er sich was sagen, das ist wichtig“, sagt Kosak.

Zurück nach Aichwald: Für Max Spies, der 2023 zum dritten Mal „In den Horben“ am Start war, ist dies übrigens „die schönste Naturstrecke Deutschlands“ und jedes Jahr eines der absoluten Highlights im Rennkalender. Sein Start in der 250er-Klasse am Samstag verbuchte der 19-Jährige indes unter der Kategorie „Jux und Dollerei“: Wieder mal auf einem Zweitakter zu sitzen, zaubere ihm ein Lächeln ins Gesicht, sagt Spies. Ernster wurde es dann bei den DM Open am Sonntag – und wieder einmal lief es außerordentlich gut für den 19-Jährigen: In der Qualifikation war er der Schnellste. Nach den Rängen vier und fünf sprang am Ende in der Tageswertung Platz fünf heraus.

Steckbrief Maximilian Spies
Geburtstag: 27. 02. 2004
Größe: 1,92 Meter
Hobbys: Endurocross, Mountainbike.
Musik: Deutsch-Rap , House, Old School MX Songs.
Motorrad: KTM 450 SX-F
Team: Kosak KTM

Größte Erfolge: Deutscher Meister 85 Kubikzentimeter (2016), Deutscher Vizemeister 125 (2017 und 2018), ADAC MX Youngster Cup Champion (2020), European Champion EMX2T (2021), Zweiter ADAC MX Youngster Cup (2021 und 2022).

Text: Kerstin Dannath
Foto: Jochen Beck
zurück