Beim Aufbau fürs Motocross findet jeder einen Job
16. Dezember 2014
Ganze Familien helfen bei den Vorbereitungen für die Großveranstaltung vom 27. bis 29. Juni mit
Die ganze Familie schafft: Das trifft bei den Vorbereitungen fürs Aichwalder Motocross mehrfach zu. Die vielen ehrenamtlichen Helfer – am Samstag waren es an die 80 – sind ein eingespieltes Team, die Atmosphäre ist familiär. Von manchen Mitgliederfamilien des Motorsportclubs (MSC) sind gleich drei Generationen im Einsatz. Der ist für alle ein Ausdruck von Gemeinschaftsgefühl und Vorfreude auf die Rennen und die Feststimmung am letzten Juni-Wochenende.
Moritz packt an, wo er kann: Der Siebenjährige schleppt Rohre, reicht Werkzeug weiter und marschiert übers Gelände, um zu schauen, wo er noch gebraucht werden könnte. Auf seinen Arbeitseifer angesprochen, gibt er eine einleuchtende Antwort: „Ich bin hier Mitglied!“ Ob Kurrle, Hallwachs, Dorn oder andere: Drei Generationen sind im Boot oder – wie MSCler zu sagen pflegen – „vom Virus infiziert“.
Manuel Dorn, der seit drei Jahren als MSC-Vorsitzender in die Fußstapfen seines Vaters Rudolf tritt, führt vor Augen, was eigener Nachwuchs wert ist. Souverän und routiniert organisiert er und ist für alle ansprechbar. „Er kann nicht anders, er ist da reingewachsen“, sagt MSC-Pressemann Ralf Kurrle mit bewunderndem Unterton. Auch viele andere Aufgaben sind seit langem „stammbesetzt“, außerdem helfen die Listen, mit denen über Jahrzehnte die Arbeitsabläufe dokumentiert und immer wieder verbessert wurden. Schließlich findet das Großereignis vom 27. bis 29. Juni zum 54. Mal statt.
Als Zeltmeister Harald Marquart aus Herrenberg am Morgen eintraf, waren die Vorarbeiten schon gemacht. Um Mittag steht das 1500 Quadratmeter große Hauptzelt – mit einem riesigen, auf eine Plane gedruckten Startbild an seiner Stirnseite.
Ohne das Mittagessen mit selbstgemachten Salaten und ohne Kuchen am Nachmittag ginge irgendwann die Energie aus. Für diesen Teil sorgen die Frauen, die eine sehr schöne Erklärung für ihre Mithilfe abgeben: „Damit wir auch mal unsere Männer wiedersehen – sonst müssten wir Bilder aufhängen bis Ende Juni.“
Melanie Dalgas hat aber auch am Vorbereiten der Strecke Spaß. Mit dem Freischneider mäht sie das Gras am Rand, damit die Zuschauer bequem stehen: in den Ohren zwei Stöpsel, aus denen Michael Jackson tönt, im Auge fast die ganze Strecke mit ihren Sprunghügeln, den steilen Abfällen und den Kurven. „Die Strecke gilt als anspruchsvoll, aber viele lieben sie wegen der schönen Bergauf- und Bergabfahrten“, sagt Ralf Kurrle. „Das ist auch für die Zuschauer schön.“ Bis vor kurzem haben hier Schafe geweidet, kommendes Wochenende wird der Boden aufgelockert, bewässert, Strohballen als Prallschutz angebracht. An den Renntagen werden an die 60 Streckenposten am Rand stehen; das DRK, lizenzierte Ärzte und die Feuerwehr sind vor Ort. Insgesamt sind, die Abendveranstaltungen eingerechnet, an die 500 Freiwillige bei der größten ehrenamtlich organisierten Sportveranstaltung im Landkreis im Einsatz.
Die Aichwalder tragen das Motocross mit. Dafür sind die Veranstalter dankbar und bemühen sich, die Belastung so gering wie möglich zu halten. In den vergangenen Jahren wurden bereits Jugendschutzregeln eingeführt, dieses Mal kommt eine Campingordnung dazu. Sie betrifft weniger die Fahrer als die Besucher, die hier kostenlos nächtigen. Nachdem dies immer größere Ausmaße annimmt, auch bei der Müllbeseitigung, wird der MSC jetzt Regeln aufstellen und darauf achten, dass keine Privatfeten, womöglich mit Verstärker, stattfinden.
Gegen Unvorhergesehenes ist aber auch die perfekteste Organisation nicht gefeit: So wurde an diesem Samstagmorgen eine merkwürdig dicke Verformung an einem der Zaunpfosten gesichtet. Sie erwies sich als ein Bienenschwarm, der sich genau an dieser Stelle niederlassen wollte. Jetzt kümmert sich Imker Sebastian Faiß um die Tiere. „Das ist Motocross live, Motocross in der Natur“, kommentierte Rudolf Dorn trocken.
Artikel vom 16.06.2014 © Eßlinger Zeitung