Bitteres Wochenende für deutsches MX-Team

29. September 2016

MXoN/Foto: MXGP

Die ganze MX-Szene fieberte diesem Event vom vergangenen Wochenende entgegen: Die 70. Auflage des Motocross der Nationen in Maggiora im Nordwesten von Italien elektrisierte mehrere zehntausend Crossfans mit hochspannenden Rennen und einer Entscheidung, die erst in der allerletzten Runde fallen sollte.

Das deutsche Team musste schon nach dem ersten Qualifikationsrennen der MXGP-Klasse die Hoffnungen auf ein Top-Ergebnis begraben: Teamkapitän Max Nagl stürzte in der ersten Runde und wurde von einem nachfolgenden Fahrer getroffen. Mit heftigen Rückenschmerzen war an einen weiteren Start am Wochenende nicht zu denken. Somit lag es an Henry Jacobi (MX2) und Dennis Ullrich (Open), wenigstens die direkte Qualifikation für das A-Finale der besten 20 Nationen zu sichern. Doch die Pechsträhne dauerte an: Jacobi wurde von einem Kontrahenten abgeräumt und musste das Feld von hinten aufrollen. Er arbeitete sich bis auf den 22. Platz nach vorne, ehe er kurz vor Rennende sein Bike mit Motorschaden abstellen musste. Ullrich fuhr auf einen soliden elften Platz in der Open-Klasse, zu mehr als dem B-Finale reichte es für die deutsche Mannschaft nicht. Dort kann sich die beste Mannschaft noch für das A-Finale qualifizieren, doch mit nur zwei Fahrern schien das ein nahezu aussichtsloses Unterfangen für das deutsche Team zu werden.

Doch Ullrich preschte sofort nach vorne, und auch Jacobi konnte sich in den Top 15 behaupten. Zunächst war es Portugal mit Rui Goncalves und Paulo Alberto, die auf den Plätzen zwei und drei liegend schon sicher qualifiziert schienen,  als Goncalves mit technischem Defekt ausschied. Jacobi war bis auf Rang elf nach vorne gefahren, das deutsche Team schien es doch noch ohne seinen Topstar Nagl in das A-Finale zu schaffen. Doch Jacobi stürzte kurz vor dem Ziel und verlor zwei Positionen – Irland profitierte davon und ging als 20. Team ins A-Finale.

Seine Favoritenrolle untermauerte das französische Team bereits in der Qualifikation. Die Titelverteidiger sorgten mit den Plätzen eins (Romain Febvre, MXGP), zwei (Gautier Paulin, Open) und drei (Benoit Paturel, MX2) für das Top-Resultat. Belgien und die Niederlande folgten auf den Plätzen zwei und drei.

Im ersten Lauf, in dem die MXGP- und die MX2-Klasse antrat, war es zunächst Glenn Coldenhoff (NED), der die Führung übernahm. Dahinter tauchte Lokalmatador Antonio Cairoli auf, was für ordentlich Stimmung unter den Tifosi sorgte. Als der in der vierten Runde am Niederländer vorbei ging, waren die italienischen Fans nicht mehr zu bremsen. Doch bereits eine Runde später waren es die Franzosen, die jubelten: Romain Febvre setzte sich an die Spitze und gab diese nicht mehr ab. Cairoli wurde zweiter vor Kevin Strijbos (BEL). In der Nationenwertung führten die Belgier vor den US-Boys und Frankreich.

Die MX2-Piloten mussten im zweiten Lauf wieder ran, dieses Mal gegen die Open-Klasse. Dieses Rennen sollte ein dramatisches Ende nehmen: Jason Anderson (USA) schnappte sich die Führung, wurde aber hart von Jeffrey Herlings (NED) bedrängt. Der musste nach einem Strauchler zurück stecken, verteidigte aber den zweiten Platz gegen Paulin. Anderson rollte mit großem Vorsprung über den Zielsprung, als ihm ein nachfolgender Fahrer, der sich noch im Positionskampf befand, regelrecht auf den Kopf sprang. Anderson zog sich keine schweren Verletzungen zu, konnte aber nicht mehr zum dritten Lauf antreten. Dass er bereits mit gebrochenem Fuß (nach einem Sturz in der Qualifikation) angetreten war, wurde erst später bekannt. Mit dem Sieg übernahmen die US-Amerikaner die Führung vor Belgien und der Schweiz.

Das entscheidende Rennen zwischen den MXGP- und Open-Fahrern sollte an Spannung nicht zu überbieten sein. Herlings setzte sich zunächst an die Spitze, sein Landsmann Glenn Coldenhoff rangierte auf Rang vier, was die zwischenzeitliche Führung für Oranje bedeutete. Doch Coldenhoff fiel langsam zurück, und der US-amerikanische Einzelkämpfer Cooper Webb biss sich auf dem fünften Rang fest, was sogar die Führung im Zwischenklassement bedeutete. Unterdessen pflügte Febvre, der mäßig gestartet war, durchs Feld und machte Platz um Platz gut. Als dann Webb drei Runden vor Schluss zu Boden musste, kam es zum Showdown zwischen den Niederlanden und Frankreich. Fast zeitgleich fiel Coldenhoff auf den siebten Platz zurück, und ein Überholmanöver von Febvre in der letzten Runde gab den Ausschlag für die Équipe Tricolore. Damit ging ein denkwürdiges Nationencross mit dem dritten Sieg der Franzosen in Folge in die Geschichtsbücher ein, welches den Fans aus aller Welt noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Nationenwertung:

1. Frank­reich, 29 Punk­te
2. Nie­der­lan­de, 30
3. USA, 33
4. Bel­gi­en, 36
5. Ita­li­en, 44
6. Schweiz, 44
7. Groß­bri­tan­ni­en, 73
8. Aus­tra­li­en, 76
9. Est­land, 93
10. Ka­na­da, 95
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22. Deutschland

Hier gibt es weitere Infos und News zum MXoN:
http://www.mxgp.com/news?race_category=74


Text: Jochen Beck
Foto: MXGP
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