Deutsches Team auf Platz zehn

12. Oktober 2018

Nagl_RedBud/Foto: MXGP

Am vergangenen Wochenende war es soweit – das größte Motocross-Ereignis der Saison stand auf dem Programm: Das Motocross of Nations, die Mannschaftsweltmeisterschaft ging im US-amerikanischen Buchanan in Michigan über die Bühne.

Auf dem Red Bud MX Track, einer der traditionsreichsten Strecken in den USA, wollte das einheimische Team die Chamberlain Trophy endlich wieder in den Händen halten. Seit 2011 konnte die erfolgsverwöhnte Mannschaft nicht mehr gewinnen – mit 22 Titeln führt sie die Bestenliste aber nachwievor deutlich an. Den ganz großen Heimvorteil hatten die Amis nicht – wegen den immer wieder zu erwartenden Regenfällen wurde viel Sand in die Strecke eingebracht, mit dem die europäischen Spitzenfahrer aus der WM in der Regel gut zurecht kommen.

Und so mussten die US-Boys bereits in der Qualifikation erkennen, dass es einige Nationen gibt, die ihnen den Sieg streitig machen können. Ein Ausfall von Superstar Eli Tomac in dessen Qualifikationsrennen sorgte für zusätzlich Frust – lediglich als Neunte konnte sich das Heimteam qualifizieren. Stattdessen lagen vier europäische Teams an der Spitze des Qualifikationsrankings: Niederlande/4 Punkte und dahinter punktgleich mit 5 Punkten Italien, Frankreich und das deutsche Team mit Henry Jacobi, Ken Roczen und MSC-Pilot Max Nagl. Für die drei Jungs ging es darum, die enttäuschenden Ergebnisse aus den letzten beiden Jahren auszumerzen – und bei der Aufstellung und dem Qualifikationsergebnis durfte man auch von etwas mehr träumen.

Doch bereits im ersten Rennen der MX2-Klasse gegen die MXGP-Cracks wurde das deutsche Team eingebremst. Ken Roczen wurde in einen Startcrash verwickelt, musste noch zweimal zu Boden und kam über den 25. Rang nicht hinaus. Noch schlechter lief es für Henry Jacobi – mit defekter Bremse konnte er das Rennen nicht zu Ende fahren und wurde als 37. gewertet. Damit konnte die deutsche Mannschaft die Hoffnung auf eine vordere Platzierung bereits begraben. In Führung lag das französische Team mit Dylan Ferrandis (MX2/7.) und Gautier Paulin (MXGP/2.).

Vor dem zweiten Lauf dann der Schock für das mitfavorisierte niederländische Team: MX2-Pilot Calvin Vlaanderen war im ersten Rennen ebenfalls ausgefallen und konnte nicht zum zweiten Lauf antreten. Doppelt bitter, weil MXGP-Pilot Jeffrey Herlings das erste Rennen gewonnen hatte und nur noch Top-Platzierungen folgen sollten. Für die deutsche Mannschaft lief es etwas besser, auch wenn es kurz nach dem Start gar nicht danach aussah: Henry blieb am Start stehen, Max stürzte in der ersten Runde und so mussten sich beide durch das gesamte Feld kämpfen. Henry kam schnell nach vorne, blieb aber dann auf dem 25. Rang hängen. Max fuhr ein starkes Rennen und kratzte als 11. an den Top Ten. Im Zwischenklassement hatten nun die Australier die Spitze übernommen, das Streichresultat noch nicht eingerechnet. Den Lauf gewonnen hatte der verbliebene Niederländer Glenn Coldenhoff aus der Open-Klasse vor den bärenstarken MX2-Piloten Hunter Lawrence (AUS), Jorge Prado (ESP) und Ben Watson (GBR).

Im dritten Lauf musste nun also die Entscheidung fallen – und es sollte sich ein spannender Zweikampf zwischen Frankreich und Italien entwickeln. Zunächst hatten die Italiener die Nase vorne – Alessandro Lupino kam als Zweiter aus der ersten Runde zurück, Antonio Cairoli als Siebter. Gautier Paulin und Jordi Tixier sollten es für Frankreich richten – doch Paulin fiel zunächst vom dritten Platz bis auf den sechsten zurück. Unterdessen beeindruckten drei andere Piloten mit ihren Leistungen: Glenn Coldenhoff fuhr von vorne weg ein souveränes Rennen, Jeffrey Herlings fuhr vom fünften Rang auf den zweiten nach vorne und…Max Nagl kam als Sechster aus der ersten Runde zurück und fuhr ein bärenstarkes Rennen. Erst ließ er seinen Landsmann Ken Roczen hinter sich, der das ganze Wochenende mit dem Setup seines Bikes haderte. Dann kassierte er nacheinander Cairoli und Lupino und lag zwischenzeitlich auf dem dritten Rang – ehe er zu Boden musste und schließlich als Achter knapp vor Roczen die Zielflagge sah. Letztendlich schaffte es das französische Team, weil sich Paulin wieder fing und als Dritter ins Ziel kam. Tixier konnte seinen 15. Rang halten, sein 32. Platz aus dem zweiten Lauf stellte das Streichergebnis dar. Die Equipe Tricolore gewann damit zum fünften Mal in Serie – und haben mit der Titelverteidigung im niederländischen Assen 2019 eine große Aufgabe vor sich. Das amerikanische Team hatte über den ganzen Renntag keine Chance, in die Titelvergabe einzugreifen und landete auf dem sechsten Rang.

Nationenwertung MX of Nations 2019:
1. Frankreich, 35 Punkte (Dylan Ferrandis, Gautier Paulin, Jordi Tixier)
2. Italien, 37 (Michele Cervellin, Antonio Cairoli, Alessandro Lupino)
3. Niederlande, 41 (Calvin Vlaanderen, Jeffrey Herlings, Glenn Coldenhoff)

10. Deutschland (Henry Jacobi, Ken Roczen, Max Nagl)

Die Sieger der einzelnen Klassen
MX2: Jorge Prado (ESP)
MXGP: Jeffrey Herlings (NED)
Open: Glenn Coldenhoff (NED)

Weitere Infos zum MX of Nations gibt es hier.

Text: Jochen Beck
Foto: MXGP

 

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