Mehr Rennen und mehr Spannung
5. Juni 2025

Wenn am letzten Juniwochenende die 63. Ausgabe des Motocross Aichwald über die Bühne geht, gibt es gleich mehrere Premieren. Zum ersten Mal werden in der Schurwaldgemeinde Rennen in sieben Klassen ausgetragen – und in allen geht es um Punkte für deutsche Meisterschaften. In der Frauenklasse wird die Meisterin erstmals in einer vollwertigen Serie gesucht – der erste Titel überhaupt wurde im Vorjahr bei einer einzelnen Tagesveranstaltung in Reutlingen ausgefahren. Und in einer Klasse gab es in der Vergangenheit nur Wettbewerbe auf regionaler Ebene: Die jüngsten Piloten mit ihren 50-Kubikzentimeter-Maschinen suchen den ersten Champion im bundesweiten Vergleich. In dieser Klasse können von den sechs- bis neunjährigen Teilnehmern neben Verbrennern auch bestimmte Modelle mit Elektroantrieb eingesetzt werden.
Bei den „Big Boys“ der Open-Klasse, die Maschinen bis 450 Kubikzentimeter einsetzen dürfen, ist Noah Ludwig (KTM Sarholz Racing Team) der Titelverteidiger. Der 20-Jährige aus Sachsen-Anhalt fuhr kürzlich seinen ersten Tagessieg bei den ADAC MX Masters in Mölln ein und hat in der laufenden Saison auch schon WM-Punkte gesammelt. Da er noch an weiteren europäischen Grand Prix‘ teilnehmen möchte und die sich zum Teil mit den DM-Veranstaltungen überschneiden, dürfte es mit der Titelverteidigung schwierig werden. An der Tabellenspitze thront momentan sein Teamkollege Lukas Platt – für den 28-jährigen Gummersbacher wäre es der erste große Titel. Allerdings sind auch erst vier von 16 Rennen absolviert, in der Woche vor dem Event in Aichwald treffen die Piloten in Bergen auf Rügen noch einmal aufeinander. Hinter Platt liegt der Meister von 2023, Tim Koch (VisuAlz Production Husqvarna) aus Wormstedt. Um die Lücke schließen zu können, braucht es mal ein Top-Resultat, das dem 32-Jährigen bisher fehlt.
Max Nagl beim Heimclub mit dabei
Beim Stichwort Top-Resultat gerät ein weiterer Pilot in den Fokus: Max Nagl (Dörr Motorsport Triumph Racing powered by Krettek), Clubmitglied beim austragenden MSC und inzwischen 37 Jahre alt. Der Oberbayer, der seit vielen Jahren in Belgien lebt, hat im Winter das Team gewechselt und einen Zwei-Jahresvertrag bei Dörr unterschrieben. Dort agiert er als eine Art Test- und Entwicklungsfahrer für die 450er-Triumph, die erst neu auf den Markt gekommen ist. Es ist ein kluger Schachzug des britischen Herstellers – es gibt wohl kaum einen Piloten, der über so viel Erfahrung und Expertise verfügt und das Motorrad immer noch auf höchstem Niveau im Renneinsatz bewegen kann. Das hat er in der laufenden Saison mehrfach bei den ADAC MX Masters bewiesen, die er schon wieder anführt und dort seinen sechsten Titel gewinnen will. Daneben startet er in der tschechischen Meisterschaft – und obwohl es eine Terminkollision mit dem Rennen in Aichwald gibt, macht Nagl gerne eine Ausnahme für seinen Heimatclub. In der Frauenklasse zeichnet sich auch unter den neuen Gegebenheiten ein gewohntes Bild ab: Die Grande Dame des deutschen Motocross-Sports, Larissa Papenmeier, dominiert die Szene und hat die vier bisher ausgetragenen Rennen für sich entschieden. Gleich beim ersten Lauf in Bensdorf setzte die ehemalige Vizeweltmeisterin durch ihren Sieg mit 45-Sekunden-Vorsprung ein erstes dickes Ausrufezeichen.
Zweite der Meisterschaft ist Fiona Hoppe, die wie Papenmeier auch regelmäßig bei WM-Läufen am Startgatter steht. Auf Rang drei folgt die amtierende Meisterin Alexandra Massury aus Berchtesgaden knapp vor Tanja Schlosser aus München. Beide haben auch schon auf internationaler Bühne Titel gewonnen – Massury wurde 2022 Motocross-Europameisterin der 125-Kubikzentimeter-Klasse, Schlosser gewann 2023 das Kontinentalchampionat im Enduro-Sport.
In der Juniorenmeisterschaft, die auf 250-Kubikzentimeter-Maschinen ausgetragen wird, führt Eric Rakow aus Neubrandenburg die Tabelle an. 2023 gewann er schon den Titel in der 125er-Jugendklasse, in der Vorsaison musste er nach einer schweren Verletzung im Juni die Segel streichen. Fritz Greiner aus Genthin ist Zweiter vor dem erst 16-jährigen Ben-Lukas Bremser.
Zwischen 13 und 17 Jahre alt sein dürfen die Teilnehmer der höchsten Jugendklasse – sie kämpfen mit 125-Kubikzentimeter-Zweitaktern um die Punkte. Oskar Luis Romberg, Vizemeister im Vorjahr, ist Tabellenführer vor Finn Lange, dem 85er-Meister von 2023. Auf dem besten Wege, es Lange gleichzutun und Titelträger bei den 85ern zu werden, ist Neo Nindelt. Er reist mit der Maximalpunktzahl auf den Schurwald und hat schon einen ordentlichen Vorsprung auf seinen Verfolger Hannes Lorenz. Jesko Loberenz möchte nach seinem Vizetitel aus der Vorsaison den nächsten Schritt gehen und in der 65er-Jugendklasse zu Meisterehren kommen – doch momentan muss er sich die Führung mit Marlo Rach teilen.
Bei den Kleinsten geht es ganz eng zu: Melvin Gohlke, Leonhard Storz und Oskar Gajewski werden nach sechs ausgetragenen Rennen nur durch neun Punkte getrennt. Für Spannung ist also gesorgt.
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