Weniger ist mehr

24. Mai 2023

Beim Motocross Ende Juni in Aichwald sind fünf Klassen am Start – wieder mit schnellen Frauen und erneut auch mit Lokalmatador Max Nagl

Für die 61. Auflage des Motocross in Aichwald am letzten Juniwochenende haben sich die Verantwortlichen für ein Programm getreu dem Motto „Weniger ist mehr“ entschieden. Um den zahlreichen Helfern direkt an der Rennstrecke etwas mehr Pausen zu gönnen, wird in diesem Jahr in fünf anstatt in sechs Rennklassen um den Siegerpokal gekämpft. An sportlicher Qualität wird es nicht fehlen: Identisch zum Vorjahr geht es in der DM Open, der Junioren-DM 250 Kubikzentimeter und der Jugend-DM 125  Kubikzentimeter um Meisterschaftspunkte.

Lediglich in der 65-Kubikzentimeter-Klasse gibt es kein Prädikat, sondern ein offenes Rennen, weil zeitgleich ein Lauf zur Europameisterschaft ausgetragen wird. Die Frauen des DMV-MX-Ladies-Cups werden nach 2019 und 2022 wieder mit von der Partie sein. Die 85-Kubikzentimeter-Klasse fehlt im Programm, weil hier ebenfalls am gleichen Wochenende das Halbfinale der EM im niederländischen Axel ausgetragen wird.

Neues Team und neues Motorrad

Max Nagl lässt sich einen Auftritt bei seinem Heimclub erneut nicht nehmen. Der mittlerweile 35-jährige Oberbayer hat zur neuen Saison das Team und somit auch den Motorradhersteller gewechselt und rückt auf einer Honda für das KMP Racing Team aus. Abschreiben darf man den Routinier noch lange nicht, das hat er zum Auftakt der ADAC-MX-Masters im brandenburgischen Fürstlich Drehna gezeigt – drei Start-Ziel-Siege lautete seine eindrucksvolle Bilanz. Auf dem Schurwald wird Nagl auf weitere Masters-Konkurrenten treffen, die in der Open-Klasse wie er als Gaststarter antreten: Henry Jacobi (KTM, Sarholz Racing Team) aus Bad Sulza in Thüringen hat schon einige Titel gesammelt – unter anderem war er 2010 Jugend-Weltmeister der 85er-Klasse, 2018 Masters-Sieger, 2019 gewann er die Dutch Masters der MX2-Kategorie und wurde Fünfter der MX2-Weltmeisterschaft. Sein Teamkollege Adam Sterry wird nach 2022 auch wieder nach Aichwald kommen. Der Waliser, Sechster der MX2-WM 2019, stand im vergangenen Jahr als Laufsieger in der Ergebnisliste der Strecke „In den Horben“ – und hat jüngst Jacobi und Nagl beim zweiten Masters-Aufeinandertreffen in Mölln hinter sich gelassen.

Apropos Masters: Das Organisationsteam des MSC Aichwald hat sich gegen die Austragung der deutschen Topserie entschieden, unter anderem wegen der Übertragung der Rennen per kostenlosem Livestream und dem Verzicht auf Siegerehrungen direkt an der Rennstrecke – Punkte, die zu Lasten der Zuschauer vor Ort gehen, die dem Veranstalter besonders am Herzen liegen. Auch der eng getaktete Zeitplan bei teilweise drei Wertungsläufen pro Klasse trug zur Entscheidung der MSCler bei.

Der Führende der Meisterschaft in der Open-Wertung, der 23-jährige Braunschweiger Nico Koch, wird sich angesichts des illustren Teilnehmerfeldes schwertun, um die Laufsiege mitzukämpfen. Deren drei aus den vergangenen vier Rennen haben dafür gesorgt, dass er die Tabellenspitze von seinem Namensvetter Tim Koch übernahm. Hinter den beiden Kochs rangiert der Franzose Boris Maillard knapp vor dem pfeilschnellen Noah Ludwig – der erst 18-jährige Ludwig, Vorjahresmeister der Juniorenklasse, entschied auch schon zwei Rennen für sich.

Begeisternder Nachwuchs

Als Nachfolger von Ludwig in der Junioren-Meisterschaft bis 250 Kubikzentimeter für 14- bis 25-Jährige bewerben sich Peter König aus Eberswalde und der Woltersdorfer Marnique Appelt. Beide haben zum Auftakt in Genthin 47 Punkte gesammelt – vor dem Aufeinandertreffen in Aichwald gibt es Anfang Juni in Bergen auf Rügen noch die Möglichkeit, sich die alleinige Führung zu sichern. Der Biberacher Paul Bloy, Vizemeister des Jahres 2021 und Vorjahresdritter, belegt nach den zwei Rennen Rang fünf. Die 13- bis 17-jährigen Jugendlichen der Achtelliter-Klasse, die ausschließlich auf Zweitaktmaschinen antreten, haben bereits drei Veranstaltungen hinter sich. An der Tabellenspitze steht hier Linus Jung, der einen Laufsieg und drei zweite Plätze als beste Ergebnisse einfuhr.

Für ein Highlight werden die Kleinsten in Aichwald sorgen: Für die Nachwuchscrosser, die teilweise noch keine zehn Jahre alt sind, wird es mit ihren 65-Kubikzentimeter-Maschinen zwar um keine Meisterschaftspunkte gehen, aber der Kampf um die Podiumsplätze wird das Publikum wie im vorigen Jahr begeistern.

Und als besonderes Schmankerl präsentiert der austragende MSC auch in diesem Jahr wieder den DMV MX Ladies Cup. Die Frauen um Larissa Papenmeier, die auch für die Organisation der Serie verantwortlich ist und sie selbst zigfach gewonnen hat, haben sich in den vergangenen Jahren zu Publikumslieblingen entwickelt – als besonderen Dank werden sie als einzige Rennklasse an beiden Veranstaltungstagen mit jeweils einem Wertungslauf ihr Können zeigen.

Text: Jochen Beck
Foto: Winfried Kastler 
 
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